LEMS + MG plus Sprue oder Zöliakie

 

 

 


Sprue

Freya Matthiessen

Zöliakie / Sprue gehäuft verbunden mit anderen Autoimmunerkrankungen?
Einer von Hundert (?) erkrankt an Zöliakie / Sprue.

(1) These A: Zöliakie / Sprue tritt möglicherweise aufgrund eines ähnlichen HLA-Haplotyps (Genetik) zusammen mit anderen Erkrankungen auf, „Hierzu zählen autoimmune Schilddrüsenerkrankungen (z. B. Thyreoiditis), Autoimmunhepatitis ... und vor allem der Diabetes mellitus.“

„Gesteigertes Interesse für dieses Krankheitsbild kam mit den kürzlich in verschiedenen großen Studien ermittelten, unerwartet hohen Zöliakie-Prävalenzwerten von ca. 1% auf. Die Forschung der letzten Jahre auf dem Gebiet der Immunpathogenese der Zöliakie hat zudem wichtige Anteile der genetischen und immunologischen Ursachen dieser Erkrankung aufgedeckt. Dies trug dazu bei, dass die Zöliakie inzwischen eine immungenetische Modellerkrankung ist“. Der Autor nennt rund 30 Erkrankungen verschiedener Disziplinen bei denen die Zöliakie als Begleiterkrankung auftreten kann, u.a. bei Myasthenia Gravis.
Quelle: M. Schumann · S. Daum · J.-D. Schulzke · M. Zeitz: Epidemiologie, Pathogenese, Differenzialdiagnostik und Therapie. Gastroenterologe 2009 · 4:19–26

   
(2) Lambert-Eaton-Syndrom (LEMS, LES) plus Zöliakie
„LAMBERT-EATON-Syndrom...Ätiologie / Pathogenese Folgende Triggermechanislmen begünstigen das Entstehen dieser Erkrankung: ...
Folgende Triggermechanismen begünstigen das Entstehen dieser Erkrankung:

  • Autoimmunerkrankungen:
    50% der Betroffenen leiden leiden unter Autoimmunerkrankungen (Thyreoditis, perniziöse Anämie, SJÖGREN-Syndrom, Vitiligo oder Zöliakie...
       
  • HLA-System. Eine Assoziation mit HLA-B8 und DRw3 ist bei dieser Erkrankung häufig“.

Quelle: Intensivkurs: Allgemeine und spezielle Pathologie. Hrsg: K.J. Bühling, J. Lepenies, K. Witt. Elsevier, Urban und Fischer Verlag. 3. Aufl. 2004 Seite 429.

„Ein Drittel der Patienten weist entweder selbst oder innerhalb der Familie eine weitere organspezifische Autoimmunerkrankung auf. Beobachtet werden insbesondere autoimmunbedingte Schilddrüsenerkrankungen, perniziöse Anämie, Zöliakie und juveniler Diabetes.“
Quelle: DLD Gesellschaft für Diagnostika und medizinische Geräte mbH. 1996.

[Weitere Informationen in Dr. Deparades Antwort auf meine Email-Anfrage]

(3) Einzelfall (?): Myasthenia Gravis (MG) plus Zöliakie:
2006 erschien ein Fallbericht über Zöliakie verbunden mit Myasthenia gravis:
In der Pubertät war bei der Patientin Zöliakie diagnostiziert worden. Ein Symptom dieser Erkrankung kann Muskelschwäche sein wie bei dieser Patientin. Trotz strikter Diät (Vermeidung glutenhaltiger Lebensmittel) hielt die Muskelschwäche bei dieser Frau an und wurde schließlich als Myasthenia gravis identifiziert. 
Quelle: Csaplár M und 11weitere Autoren: Association of coeliac disease and myasthenia gravis. Orv Hetil. 2006 May 7;147(18):841-4 . Volltext in Ungarisch)

Wenn das Klebereiweiß Gluten, enthalten in Weizen, Roggen, Gerste, evtl. Dinkel, von Menschen mit Zöliakie /Sprue nicht vermieden wird, können ziemlich viele Mangelerscheinungen mit Krankheitswert von unmerklich bis unerträglich auftreten.

(4) These B: Ein nennenswerter Zusammenhang zwischen Zöliakie und anderen neurologischen Erkrankungen nicht erkennbar (Schwedische Bevölkerung).

Die Autoren regen aber an, dass Patienten mit Polyneuropathie auch auf Zöliakie untersucht werden sollten. „We suggest that individuals with polyneuropathy routinely undergo screening for CD [Coeliac Disease = Zöliakie]. There is no notable association between CD and other neurological outcomes investigated in this study.”


Quelle: Ludvigsson JF, Olsson T, Ekbom A, Montgomery SM.- University Hospital, 70185 Orebro, Sweden A population-based study of coeliac disease, neurodegenerative and neuroinflammatory diseases. Aliment Pharmacol Ther. 2007 Jun 1;25(11):1317-27:

(5) Myasthenia gravis als mit Sprue (wohl eher zufällig) assoziierte Erkrankung erwähnt:


www.aerztekammer-bw.de/25/15medizin07/B35/2.pdf

(6) Osteoporose bei Zöliakie und unter Cortikosteroid-Therapie

Zöliakie ist eng verbunden mit Osteoporose: Hierbei kann im Dünndarm Kalzium nicht ausreichend aufgenommen werden. Da die Langzeitbehandlung mit Kortikoiden – z.B. Predniso(lo)n – denselben Effekt hat und sich bei gleichzeitigem Vorliegen einer Zöliakie beschleunigen kann, ist es für den einen oder anderen Patienten mit MG oder LEMS (hier eventuell potenziert, da im fortgeschrittenen Alter auftretend)- vielleicht nützlich, eine Zöliakie-Diagnostik anzustreben. Dasselbe gilt für die Laktose-Intoleranz (Milchzucker). 

(7) Mögliche falsche Zuordnung von Durchfall zu Überdosierung von Pyridostigmin

Ein anderes Symptom der Zöliakie und der Laktoseintoleranz kann Durchfall sein. Im allgemeinen wird er bei Myasthenia gravis auf eine mögliche Überdosierung von Pyridostigmin und. beim Lambert-Eaton-Syndrom auf 3,4-Diaminopyridin kombiniert mit Pyridostigmin einseitig zurückgeführt.

(8) Mögliche falsche Zuordnung beim Fehlen klassischer Symptome wie Durchfall

„Die klassischen Symptome wie Durchfall, Gewichtsverlust und Blähungen werden nur selten beobachtet. Bei den meisten Patienten finden sich klinische stumme oder atypische Verläufe, die zu einer oftmals späten Diagnose führen. Die strukturellen Veränderungen [Darmzottenatrophie] und klinischen Symptome bilden sich nach glutenfreier Ernährung in aller Regel zurück. Nichteinhalten einer glutenfreien Ernährung ist mit einem deutlich höheren Risiko verbunden ein enteropathieassoziiertes intestinales Lymphom zu entwickeln.“
Quelle: M. Schumann · S. Daum · J.-D. Schulzke:: Zöliakie Epidemiologie, Pathogenese, Differenzialdiagnostik und Therapie Gastroenterologe 2009