Medikamente - alle mit Wasser einnehmen? - Karen Nieber

 

Auch diese Seite ist im Entwurfsstadium. Ergänzungen sind geplant, z.B. die Erläuterung einiger Begriffe - vielleicht durch Sie, lieber Gast auf dieser Homepage? Als Dankeschön für die kostenlosen Informationen, die Sie hier finden?


 

 

 

Herzlichen Dank an Frau Prof. Dr. Karen Nieber,
Institut für Pharmazie Universität Leipzig für
die freundliche und prompte Genehmigung zum
Nachdruck von Texten. Grafische Hervorhebungen
entsprechen nicht dem Original. F.M.

 

 

 






 

 

Prof. Karen Nieber - Einnehmen nur mit Wasser

(phyto forum 15.12.2010)

 

In Deutschland werden jedes Jahr fast 24 Milliarden Tabletten, 4 Milliarden Kapseln und 0,7 Milliarden Dragees in Apotheken eingekauft. Ob aber eine Behandlung mit Arzneimitteln zur Linderung der Beschwerden führt, hängt davon ab, auf welche Art und Weise Medikamente eingenommen werden. Die Packungsbeilage gibt Auskunft darüber, was bei der Einnahme eines Arzneimittels zu beachten ist. Grundsätzlich gilt für feste Darreichungsformen zur oralen Einnahme: Tabletten, Kapseln oder Dragees sollten immer mit genügend Flüssigkeit  eingenommen werden. Ohne ausreichende Flüssigkeitsaufnahme, können Arzneimittel die Füllstoffe enthalten, ihre Wirkung nicht vollständig entfalten.

 

Dabei sollten eine feste Darreichungsformen entweder mit Leitungswasser oder stillem Mineralwasser geschluckt werden. Zu beachten ist, dass

 

je mineralstoffreicher ein Wasser ist, desto ungeeigneter ist es.

 

Zu viel Kalzium, Kalium, Magnesium [¹ siehe  unten] kann  die Wirkung bestimmter Medikamente beeinflussen (z.B Tetracycline, Fluoride, Bisphosphonate). In Beipackzetteln ist oft von „genügend Flüssigkeit" die Rede. Gemeint ist ein großes Glas Wasser (ca. 200 ml), mindestens aber eine kleine Tasse (125 ml). Das Wasser darf aber nicht erwärmt werden, da sich dadurch das Medikament schon im Mund oder Rachen auflösen könnte. Auch die Einnahme von Medikamenten mit Tee, Kaffee, Milch, Obstsäfte oder alkoholische Getränken sind ungeeignet, da diese Getränke zu Wechselwirkungen mit dem Wirkstoff führen.

 

Kaffee, Schwarztee, Grüntee und Cola enthalten Koffein: Und Koffein provoziert eine Vielzahl von Wechselwirkungen mit Medikamenten. So können zum Beispiel Antibiotika den Abbau des Koffeins im Körper verlangsamen. Dies gilt auch für die Einnahme von Phytopharmaka in fester Darreichungsform.

 

Bei Lutschtabletten ist es erforderlich, diese unter der Zunge oder zwischen Zahnfleisch und Wange zergehen zu lassen.  Da diese Medikamente zur kompletten Entfaltung der Wirkung, den Kontakt zur Mundschleimhaut benötigen. Gerade unter der Zunge ist die Schleimhaut sehr dünn, was die Arzneistoff-Freigabe und den Wirkbeginn noch beschleunigt. Eine vorsichtige Nahrungsaufnahme und das Trinken kalter Getränke sind erlaubt. Dies gilt auch für Phaytopharmaka die als Lutschtablette angeboten werden.

 

Ganz anders ist die Situation bei einem Sirup mit pflanzlichen Arzneimitteln z.B. zur Hustenreizdämpfung bei Erkältungskrankheiten. Der Sirup sollte möglichst unverdünnt,  oder in warmem Wasser gelöst eingenommen werden.


Der  Sirup sollte vor dem Schlucken möglichst lange im Mund- und Rachenraum verbleiben. Nach der Einnahme sollten ca. 30-60 Minuten keine Flüssigkeiten getrunken werden, damit der Sirup seine volle Wirkung entfalten kann. Obwohl einige Hersteller im Beipackzettel schreiben, dass der Sirup auch in warmer Milch, Fruchtsaft oder Tee eingenommen werden (z.B. Drosinula : Bronchial-Sirup; THYMIAN-ratiopharm® Hustensaft) ist dies nicht zu empfehlen.



Wenden Sie aber einen Sirup mit pflanzlichen Arzneimitteln gegen Verstopfung an (Sennesfrüchte, Feigen), so sollte dieser mit reichlich Wasser eingenommen werden.

 

Insgesamt geht es bei der Einnahme von pflanzlichen Arzneimittelnl mit oder ohne Flüssigkeiten nicht in erster Linie um Interaktionen, sondern um die Entfaltung der Wirkung. Deshalb hängt die Einnahme mit oder ohne Flüssigkeit sehr von der Indikation und dem Wirkort des pflanzlichen Arzneimittels ab. Ende des Artikels von Prof. Karen Nieber.

 

¹ Magnesium kann die Muskelschwäche von LEMS und MG vorübergehend und je nach Dosis bis hin zu einer Krise verschlechtern. Als Füllstoff eines Medikaments geht von Magnesium keine Gefahr aus (Außer bei Allergie dagegen, das ist aber ein anderes Thema. Freya Matthiessen